Kreidezähne: Die 6 wichtigsten FAQ-Antworten für Eltern


Kreidezähne sind ein nicht ganz neues, aber für Eltern besonders beunruhigendes Phänomen bei Kinderzähnen. Zumal immer mehr Kinder davon betroffen sind. Experten sprechen bereits von einer Volkskrankheit.

Das Zahnärzteteam bei Zahn+ in Mannheim beantwortet hier in Kürze die wichtigsten Fragen, die uns von Eltern zum Thema Kreidezähne regelmäßig in der Praxis gestellt werden. Und wir klären über die neuesten Forschungsergebnisse zu Ursachen von Kreidezähnen auf.

 

Wenn Sie weitere Fragen zum Thema Kreidezähne, Kinderzähne und Zahnpflege bzw. Zahnbehandlungen haben, wenden Sie sich gern an unser freundliches, fachkundiges Team. Direkt Termin vereinbaren >>

 

Was sind Kreidezähne überhaupt?

Es gibt einen Fachbegriff für Kreidezähne: Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, abgekürzt MIH. Er beschreibt die Störung der Mineralisierung der betroffenen Zähne.

Der Zahnschmelz ist durch diese Krankheit deutlich weicher als bei gesunden Zähnen. Die Oberfläche der erkrankten Zähne ist rauer und bietet dadurch Bakterien wie Kariesbakterien eine überdurchschnittlich große Angriffsfläche. Da die Kreidezähne zudem oft porös werden, ist die Gefahr groß, dass die Zähne bröckeln oder abbrechen. Hat ein Kind Kreidezähne, leidet es teilweise auch unter andauernden Schmerzen.

Die Fachwelt rät, diese Erkrankung ernst zu nehmen. Die Störung der Zusammensetzung des Zahnschmelzes ist ein ernster Befund, der unbedingt zahnärztlich behandelt werden sollte.

Woran erkennt man Kreidezähne?

Die Zähne sind fleckig und dabei cremig-weiß bis gelblich-braun und sehr schmerzempfindlich. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können die Zähne porös und brüchig werden. Dieser Defekt des Zahnschmelzes, der die Zähne regelrecht zerstört, ist das Beängstigende für Kinder und Eltern und macht die Krankheit für Kinderzähne vergleichsweise gefährlicher als Karies.

Wann entstehen Kreidezähne?

Die Ursachen für Kreidezähne sind noch nicht gänzlich erforscht. Somit lässt sich auch nicht mit absoluter Sicherheit sagen, wann die Mineralisierungsstörung entsteht. Nach bisherigem Wissen geht man davon aus, dass die entwicklungsbedingte Störung zwischen der 8 Schwangerschaftswoche und dem 4.Lebensjahr  ihren Anfang nimmt.

Woher kommen Kreidezähne bei Kindern?
Was bisher erforscht ist

Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation entsteht lange, bevor die Kreidezähne sichtbar werden.  In aller Regel sind die zweiten, bleibenden Zähne betroffen. Diese sind schon beim Durchbruch beschädigt. MIH bei Milchzähnen ist selten.

Die Wissenschaft hat die Ursachen für das Auftreten der fehlerhaften Mineralisation bislang noch nicht eindeutig ermitteln können. Als mögliche Ursachen sind frühe Infektionskrankheiten wie Windpocken, Umweltgifte, vor allem Kunststoffbestandteile wie Bisphenol A (BPA), aber auch Antibiotika im Gespräch.

Nach jüngsten Veröffentlichungen wollen Wissenschaftler der Universitäten Melbourne (Australien) und Talca (Chile) Ende 2021 den Mechanismus aufgedeckt haben, der die molare Hypomineralisierung verursacht.1.

Verantwortlich für die Entwicklung von Kreidezähnen ist nach ihren Untersuchungen das Protein Albumin.

Es kommt hauptsächlich im Blut und in der Gewebeflüssigkeit vor, die die Zähne umgibt. Wenn ein sich Zahn in der Entwicklungsphase mit diesem Protein in Kontakt kommt, bindet Albumin Mineralkristalle an den Zahnschmelz. „Das Ergebnis ist eine Art Mineralisierungsblockade, die lokal auf die einzelnen Zähne konzentriert ist und die zu kreideartigen Schmelzflecken führt“, erklärt Mike Hubbard von der Uni Melbourne und Hauptautor der Studie. Im Ergebnis sind im Gewebe mehr Wasser und Proteine und weniger Mineralien enthalten als üblich, was die Zähne brüchig macht.

Als Auslöser des Kontakts mit Albium kommen Kinderkrankheiten mit oder ohne Fieber in Betracht.

Als Risikogruppen für MIH gelten junge Patienten, die

  • unter chronischen Erkrankungen der Atemwege leiden
  • Mineralverarbeitungsstörungen haben oder
  • schon früh bestimmte Antibiotika einnehmen mussten.

Haben wir als Eltern etwas falsch gemacht?

Viele Eltern stehen ratlos vor dem Problem. Sie haben mit ihren Kindern schon ab dem Durchbrechen der ersten Milchzähne Zähneputzen und Zahnhygiene aktiv praktiziert. Heute ist jedoch bekannt, dass fleißiges Zähneputzen und gute Mundhygiene keine Garantie dafür sind, Kreidezähne zu verhindern, wie es bei Karies der Fall ist.

 

Es gibt eine gewisse Korrelation zwischen dem Alter der Mütter und dem Auftreten von Kreidezähnen bei Kindern.

Inzwischen geht man davon aus, dass rund 450.000 Kinder 2 bundesweit an dieser Störung leiden – Tendenz steigend. Unter den Zwölfjährigen ist mittlerweile jedes dritte Kind von dieser Mineralisierungsstörung betroffen. Schon die hohe Zahl der Fälle zeigt: Leidet Ihr Kind unter MIH, sind Sie nicht allein. Nach allem, was wir bislang wissen, gibt es keine Prävention gegen Kreidezähne, das heißt, Sie hätten nichts anders machen können und sollten sich keine Schuld zuweisen.

Aber das Wissen um Kreidezähne ermöglicht es Eltern, genauer auf eventuelle Fehlentwicklungen an den Kinderzähnen zu achten und bei entsprechenden Beobachtungen schnellstmöglich eine Behandlung einzuleiten.

Mein Kind hat Kreidezähne. Was ist jetzt zu tun?

Sie erkennen Anzeichen von Kreidezähnen bei Ihrem Kind oder sind sich nicht sicher, ob Ihr Kind Kreidezähne haben könnte? Dann sollten Sie umgehend einen Besuch in der Zahnarztpraxis Ihres Vertrauens vereinbaren. Eine fachkundige Untersuchung durch den Zahnarzt oder die Zahnärztin bringt schnell Sicherheit und zeigt Ihnen mögliche Behandlungsoptionen auf.

Beachten Sie bitte: Kreidezähne können nicht im eigentlichen Sinn geheilt werden! Aber je früher die Diagnose erfolgt, desto mehr Möglichkeiten, die Zähne zu erhalten, gibt es.

Aktiver Schutz gegen Karies erhält bei MIH noch höhere Bedeutung, denn Karies zu bekommen, ist bei Kreidezähnen ist um das Zehnfache höher als bei normal entwickelten Zähnen. Ein auf ihr Kind zugeschnittenes und vor allem kindgerechtes Prophylaxeprogramm kann bei uns in der Praxis mit Ihnen zusammen erarbeitet werden. Auch die Frage, wie die Zahnschmerzen Ihres Kindes zu reduzieren sind, klären wir mit Ihnen gemeinsam.

Klar ist: Betroffene Kinder müssen unbedingt häufiger und mit großer Sorgfalt die Zähne putzen. Mundspülungen und Fluoridierungsmaßnahmen wie die Behandlung mit Fluoridlack können einen großen Beitrag leisten. Möglicherweise bieten Füllungen oder im Einzelfall die Überkronung betroffener Zähne eine Möglichkeit, dem weiteren Zahnverfall bei Kreidezähnen zu begegnen.

Eine zusätzliche Herausforderung für die Eltern: Die Ernährung sollte im Interesse des Kindes auf den Befund Kreidezahn abgestimmt werden. Die heiß geliebten zuckerhaltigen Lebensmittel und Getränke von Eis bis Schokolade, von Ketchup bis Limo sind jetzt eine noch größere Gefahr für die vorgeschädigten Zähne.

An vieles wird sich Ihr Kind im Interesse der Zahnerhaltung gewöhnen müssen. Manches muss ganz neu gelernt werden. Sie als Elternteil werden Ihre Fähigkeiten als „Motivationstrainer/in“ noch häufiger unter Beweis stellen müssen. Lassen Sie sich mit Ihrem Kind in unserer Praxis in Mannheim Neckarau gründlich beraten, was jetzt und in Zukunft zu tun ist, damit die Diagnose Kreidezähne ihren Schrecken verliert.

Zur Online-Terminvereinbarung >>

 

Quellen: 

Frontiers in Physiology 
Barmer Zahnreport 2021 

Foto: istock  monkeybusinessimages