Biofilm - wie er lebt und klebt

Bakterielle Biofilme oder Zahnbeläge sind eine Voraussetzung für die Entstehung von Karies und Parodontalerkrankungen. Ohne Biofilm haben Karies oder Parodontitis kaum eine Chance Zahnschmelz oder Zahnfleisch anzugreifen. 
 

Der Mund, ein Paradies für Bakterien! Was könnte Bakterien besser gefallen, als ein Ort, der warm, feucht, dunkel, voller Nischen und versteckter Stellen ist? In der Mundhöhle fühlen sie sich wohl, können sich vermehren und seit Anbeginn der Menschheit überleben.

Anderseits ist da der Wirt, der Mensch. Ständig spricht, isst, atmet, spült und putzt er dieses gemütliche Bakterien-Habitat. Die Überlebensstrategie der Keime: Zusammenhalten!

Erinnern Sie sich noch an Plaque? Lange Zeit sprachen Zahnärzte und die TV-Zahnpastawerbung über diesen weißlichen, schmierigen Film, der sich bildet, wenn Zähne nicht oft genug oder nicht gründlich genug geputzt werden. 

Inzwischen ist die Forschung weiter und hat erkannt, dass sich lange, bevor dieser Zahnbelag sichtbar wird, Mikroorganismen zu einem klebrigen Verbund zusammenschließen, den wir Biofilm nennen. 

Dentaler Biofilm ist eine Vorstufe von Plaque. Plaque = Biofilm 

Mikrobielle Biofilme bilden sich im wässrigen Milieu des Mundes auf den Zähnen und in den Zahnfleischtaschen. Ihre eigentliche Funktion ist es, eine Schutzbarriere, auch Schutzmatrix genannt, zu bilden. Fatalerweise hat der Biofilm auf den Zähnen bei Weitem nicht nur schützende Eigenschaften.

 

Willkommen in der Matrix! 

Biofilme fungieren zwar als physische Schutzbarriere für unsere Zähne, sie sind aber vor allem der Lebensraum für pathogene Mundbakterien. 

Durch lokale antimikrobielle Mittel wie Chlorhexidin, die die Plaquebildung reduzieren sollen, wird dieses eng verwobene Geflecht aus Mikroorganismen nicht nachhaltig beeinträchtigt. 

Biofilme bilden sich sowohl in gesundem als auch in krankem Mundgewebe. Wobei der Biofilm auf den Zähnen bei Karies häufiger als in anderen Bereichen des Mundes anzutreffen ist. Der Mechanismus, durch den diese Bakterien an den Zahnoberflächen haften, ist noch nicht ganz geklärt. Man nimmt an, dass der ganz unvermeidlich entstehende Zahnbelag durch Essen und Trinken sowie Speichel die Bakterien auf die Zähne locken. 

Die wenigsten oralen Bakterien können sich direkt an der Zahnoberfläche anlagern. Die allermeisten der Bakterien benötigten dazu die Unterstützung von sogenannten Pionierkeimen, denen das Anheften an der Zahnoberfläche besonders gut gelingt.

 

Schon Minuten nach dem Zähneputzen entsteht erneut ein Pellikel. An dieses Schmelzoberhäutchen heften sich in der Folge Bakterien an. Über Stunden und Tage wird die Bakterienschicht dicker, bis schließlich mit bloßem Auge eine Belagschicht zu erkennen ist. Das ist der Biofilm bzw. reife Plaque.
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Die Entwicklungsstadien von Zahnbelägen

Im frühesten Stadium der Biofilmbildung haften Bakterienzellen am Zahnschmelz und bilden eine Polysaccharidschicht  (Vielfachzucker). Sie wird als Oberflächenfilm, als Pellikel oder „Tertiäres Schmelzoberhäutchen“ bezeichnet.

Pellikel = Schmelzoberhäutchen oder Zahnoberhäutchen, ein dünnes Häutchen, das sich an der Oberfläche des gesunden Zahnes befindet.

Das ist der Moment, in dem Streptococcus mutans seinen gefährlichen Auftritt hat. 

Das Bakterium Streptococcus mutans gilt als einer der Hauptverursacher von Karies. Hat es sich einmal im Mikrobiom des Mundes angesiedelt, beginnt es besonders aggressiv, sich mit anderen Bakterien zu dem zähen, schwer aufzulösenden Biofilm zu verbinden.

Die meisten Bakterien, die sich im Biofilme auf den Zähnen ansiedeln, tragen nicht zur Kariesbildung bei. Es gibt zahlreiche hilfreiche Keime, die als Gegenspieler der krank machenden (pathogenen Keimen) auftreten. 

Daher ist es wichtig durch die richtige, säurearme Ernährung, eine vorbildliche Zahnreinigung und Prophylaxe ein gesundes Gleichgewicht im Mikrobiom des Mundraums aufrechtzuerhalten. So unterstützen Sie aktiv die apathogenen Keime.

 

Weitere Ursachen für die Entwicklung des Biofilms

Neben Mundhygiene und Ernährungsgewohnheiten hängt der Prozess der Biofilmbildung von der Zusammensetzung des Speichels ab. Letztlich bestimmt der pH-Wert des Speichels, welche Bakterienarten an den Zähnen anhaften und eine Pellikelschicht bilden können.

Die Struktur des Zahnschmelzes hat ebenfalls Einfluss darauf, ob Bakterien an der Zahnoberfläche anhaften können oder nicht.

Vier Ursachen spielen beim Entstehen des dentalen Biofilms eine Rolle:

  • Mundhygiene
  • Ernährung
  • PH-Wert des Speichels
  • Zahnschmelzstruktur

Neben den Bakterien, die Biofilme auf den Zähnen bilden, sind auch andere Arten von Mikroorganismen wie Pilze und Hefen im Zahnbelag zu finden. 

In seiner Gesamtheit sind die Organismen, die den Biofilm besiedeln, in der Lage, Enzyme und Lipide (Fette) zu produzieren, die die Oberflächeneigenschaften des Zahns verändern, seine Textur verändern und seine Durchlässigkeit verringern. Dadurch können sich Bakterien leichter festsetzen und letztlich den Zahn erkranken lassen.

Bleibt ein Biofilm unbehelligt durch Putzen, Mundspülen und die Reinigung der Zahnzwischenräume, wird der Belag immer dicker und zäher. Nach einer Weile ist der Belag selbst mit bloßem Auge sichtbar.

Haben Sie Fragen zum Status Ihrer Zahnbeläge? 

Wenden Sie sich gern an unser Praxisteam für eine kostenlose Beratung.

Bei Ihrem Zahnarzt-Team von Zahn+ erfahren Sie aus erster Hand alles zu Ursachen, Behandlung und wie Sie sich vor Folgeerkrankungen durch Bakterienbefall schützen können.

Zur professionellen Entfernung des Biofilms, von Zahnbelägen und Zahnverfärbungen steht unseren Patienten ein versiertes Prophylaxe-Team zur Seite.

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